„tirare, tirare…“

Die Temperaturen kratzen an der 40°C Marke und weit und breit sind keine Gewitter in Sicht. Jetzt muss endlich „was Grosses“ her und auf geht’s mit Werner zu eben dieser Zinne. Bereits beim Zustieg zur Nordseite lassen wir jene Hüllen fallen, die auch den restlichen Tag nicht mehr aus dem Rucksack hervorgekramt werden müssen. Besser kann’s nicht sein: wir klettern ohne kalte Finger und nur mit, zugegeben langem, T- Shirt. Und wirklich im Stau stehen wir auch nicht, wenngleich ein älterer italienischer Gast mit seinem Bergführer vor uns alle seine Sünden der letzten 68 Jahre gehörig abbüßt. Das wimmernd- weinerliche „tirare, tirare“ sollte uns schließlich knapp 8 Stunden durch die Wand begleiten. Überholen zwecklos! Dafür müssen wir uns über die Wegfindung keine Gedanken machen, haben wir doch nur dem Gejammere  zu folgen. Jammern müssen wir nicht, wenngleich wir es in Anbetracht der eher mäßigen Qualität der, allerdings zahlreich vorhandenen, Zwischensicherungen vorziehen, den ein oder anderen Haken zu ziehen, als ehrenhaft einen Abgang bei einem Rotpunkt- Versuch zu machen. Wird die Tour nach obenhin zwar leichter, ist sie alles in allem aber nicht minder fordernd, ist doch erheblich mehr Eigeninitiative bei der Absicherung gefragt. Ob der einkehrenden Stille wissen Werner und ich schließlich, dass das Ringband nun nicht mehr weit ist und so genießen wir, am Ausstieg angekommen, die eingekehrte Ruhe.

Infos und Tipps

…sind im Internet reichlich zu finden (z.B. bergsteigen.com und Stadler Markus), trotzdem hier noch ein paar (subjektive) Eindrücke: Im steilen Teil ist die Routenfindung aufgrund der vielen Normalhaken nie wirklich ein Problem. Hier kann auch gut „genullt“ werden. Die Stände sind meist besser als oft kolportiert, die vielen Zwischenhaken teilweise aber wirklich mies. Hierfür und vor allem für den oberen Teil empfiehlt sich ein Camelot- Set von 0,4 bis 2. Unbedingt ein paar Schönwettertage abwarten, da man sonst im oberen Teil leicht eine unfreiwillige Dusche abbekommen kann (selbst bei uns war es nach dieser langen Trockenperiode immer noch feucht…). Die Querung kurz vor dem Ringband ist max. III, dafür sind die letzten beiden Längen noch einmal richtig steil (V-). Wir sind hier dem Bergführer (der den Weg offensichtlich bestens kannte!) gefolgt und nach dem 20m- Quergang, kurz vor der Kante in zwei schönen Seillängen eine feste, seichte Verschneidung hinauf zum Ringband (Stände vorhanden) geklettert.