Zurück in den Dolomiten

„2,5° C“. Mit Schrecken mussten wir am Parkplatz der Cap. Alpina die Temperaturanzeige am Armaturenbrett zur Kenntnis nehmen. Zwar haben wir uns für heute, nach den Schneefällen der letzten Woche, extra die pralle Südwestwand der Cima Scotoni ausgesucht, aber mit derart niedrigen Temperaturen haben wir nicht gerechnet.

Arco- feeling wird’s also definitv keines und dementsprechend hart war dann auch die Schlüsselseillänge dieses Pause- Extrem- Klassikers, gleich nach dem Ende des Vorbaus! Kalt und unaufgewärmt kämpfen wir, Bene weniger als ich, uns die Hackenleiter hinauf! Dannach folgt eine moralisch anspruchsvolle 6er Länge in steilem, kompakten Fels, bevor es in die traumhafte Verschneidung geht, welche zum ersten Band führt. Diese verläßt man, sehr eindrucksvoll, aber für einen Kletterer etwas erniedrigend, nämlich kriechend! Lass uns so der Wand respekt zollen!

Was dannach kommt, wechselt zwischen Wahnsinn und Genialität im gelben Gemäuer: Bene, „der Mann ohne Nerven“ klettert eine Grusel- Verhauerlänge, die unter wilden, brüchigen Dächern endet, souverän, ohne mit der Wimper zu zucken, rotpunkt. Schließlich rettet er uns in einem ebenso brüchigen Quergang wieder in die Originalroute, hin zur klassisch schönen Verschneidung, welche genial knapp unter dem zweiten Band endet.

Ganz ehrlich: ohne besagtem „Mann ohne Nerven“ hätte ich heute wohl „ganz schön blöd aus der Wäsch‘ gschaut“: Routenfindung mit Verhauern, rostige Gurken, teilweise brüchiger Fels, die Schlüssellänge gleich zu Beginn und die teilweise doch spärliche Absicherung fordern einem in dieser Wand, die schließlich (wie so manch andere auch) einmal als „die Schwierigste…“ galt, dann doch einiges ab…