Prause statt Pause

„Verdon-Kalk im Karwendel“. Die Ansage zu dieser, von Bern und Uschi Prause erstbegangenen Tour im Panico-Führer klingt vielversprechend. Also machen sich Bene und ich auf zu einer herbstlichen Kletterpartie an einer hoffentlich warmen Ostwand im Karwendel. Gleich in der ersten, traumhaft schönen Seillänge werden unsere Erwartungen auch vollkommen erfüllt, wenngleich hier ob eines fehlenden Hakens beherztes Klettern gefragt ist. Auch die dritte Länge wartet mit begeisternder Kletterei in rauem und wasserzerfressenem Fels auf. Eingestellt auf ein virtuoses Konzert, geht’s aber leider nicht in derselben Tonart weiter, denn die beiden folgenden Seillängen enttäuschen durch inhomogenes Gelände und teilweise brüchige Abschnitte. In der Schlüsselseillänge sind dann 2 Haken umgeschlagen, was die Sache nicht wirklich leichter und entspannt macht. Der angegebene Grad ist hier zu klettern und Abgang sollte man in jener Stelle, wo der Haken fehlt, auch keinen machen sonst ist Pause mit Prause. Deshalb entscheiden wir uns für eine Brause und machen Pause!

Tipps und Infos:

Auf Grund der umgeschlagenen Haken ist der siebte Grad zwingend zu klettern – in der Schlüsselseillänge kommt auch noch die psychische Komponente hinzu. Wäre interessant zu wissen, wer (?) sich warum (Karwendelethik?) bemüßigt fühlt, in einer neuen Tour die Haken umzuschlagen? Apropos neue Tour: Die Zwischensicherungen sind etwas komisch gebohrt und noch komischer eingerichtet sind die Standplätze, die gleichzeitig auch als Abseilstand dienen. Stellt sich die Frage, ob es notwendig ist, die Stände in einer modernen Tour mit zum Teil selbst gebastelten Bohrhaken einzurichten? Zusätzliche Cams und Keile kann man sich sparen, weil der Fels 1. entweder so kompakt und geschlossen ist, dass man eh nichts unterbringt oder 2. selbiger brüchig ist. Das Topo und weitere Infos zur Tour gibt’s übrigens hier.